In der Schweiz, genauer gesagt im Conny-Land können die Besucher seit der Sommersaison 2020 ein (fast) neues Achterbahnerlebnis spüren. Der Hersteller Sunkid hat im Familienpark die Achterbahn „Cobra“ mit einem komplett neuen und revolutionären Zug ausgestattet. Was die Züge so besonders machen erklärt uns Sunkid Heege Geschäftsführer Michael Kalsch!

Was ist das besondere am neuen Zug der Achterbahn Cobra im ConnyLand? Die wohl markanteste Veränderung ist die neue Anordnung der Sitzreihen. Bis auf den ersten und letzten Wagen des Zugs bestehen die dazwischen angeordneten Wagen aus zwei gegenüberliegenden Sitzreihen. Somit sitzen sich die Gäste während der Fahrt nicht nur gegenüber, sondern können diese auch aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erleben.

Was macht das Rückhaltesystem des Zuges revolutionär? Da spielen gleich mehrere Dinge zusammen. Zunächst ist natürlich der Komfort überragend. Es gibt keine einengenden, massiven Schulterbügel mehr, sondern mit Embrace 5 ein völlig neu entwickeltes textiles Rückhaltesystem, das sich automatisch der Größe und dem Körperbau der Fahrgäste anpasst. Gleichzeitig steigert es auch den Thrill Faktor eines Rides, da das subjektive Sicherheitsgefühl im Gegensatz zu massiven und einengenden Rückhaltesystemen weit weniger stark ins Gewicht fällt.

Mit einem Gesamtgewicht von nur knapp 80kg ist die Sitzeinheit samt Rückhaltesystem ein wahres Fliegengewicht für Fahrgeschäfte der Kategorie 5. In diese Gewichtsklasse dürften wohl auch die kleinsten und jüngsten Fahrgäste fallen. Kinder ab 130cm oder 8 Jahren können so ohne Begleitperson einen Ride der Kategorie 5 nutzen. Bei einem Ride der Kategorie 3 sinkt die minimale Körpergröße nochmals auf 110cm.

Zudem sorgen eine Bügelstellungsüberwachung und die elektrische Ansteuerung zur Öffnung des Sicherheitsbügels für optimierte Betriebsabläufe. Übrigens, Embrace 5 wurde auch einzeln zertifiziert und eignet sich somit für eine Vielzahl an Fahrgeschäften und Achterbahnen, unabhängig ob Neubau oder Retrofit.

Gab es bei der Planung des neuen Zuges fürs ConnyLand spezielle Herausforderungen? Wenn ja, welche? Da der neue Zug im Gegensatz zu seinem Vorgänger nach der neuen Norm EN 13814 entwickelt wurde mussten wir stark darauf achten, dass die Cobra nicht zu schwer wird.  Denn die zahlreichen neuen Vorgaben bringen auch einiges an Gewicht auf die Wage. Letzten Endes ist es uns sogar gelungen den Zug etwas leichter als das Original zu bauen.

Wie wurde der Zug gebaut? Das beginnt bereits in der Vertriebsphase, indem erste Skizzen Funktionszeichnungen gegenübergestellt werden, um die Umsetzbarkeit zu prüfen. Später nimmt man im Detail alle vorhandenen Gegebenheiten, wie Streckenverlauf, Lichtraumprofile und Schnittstellen zum Bahnhof oder zur Anlagensteuerung. So entstehen erste, grob strukturierte 3D-Modelle mit der die statischen Anforderungen überschlagsweise kontrolliert werden. Nach und nach wird Komponente um Komponente fixiert. Der Raddurchmesser zum Beispiel, oder die Höhe der Sitzfläche, bis letztendlich die Konstruktion fertig ist. Parallel dazu wird die mechanische Festigkeit berechnet und das Sicherheitsniveau der Schutzeinrichtungen mathematisch nachgewiesen. Nebenher finden Abklärungen mit der Prüfstelle statt, und es wird eine große Menge Papier produziert, um alles zu dokumentieren, damit die Sicherheit letztendlich gewährleistet ist.

Was musste bei der Planung des Zuges beachtet werden? Schon beim ersten Gespräch mit Conny-Land Chef Roby Gasser wurde klar, dass dieser ganz konkrete Vorstellungen und Wünsche an seinen neuen Zug hatte.  Diese galt es dann bestmöglich in die Planung zu integrieren, was uns auch sehr gut gelungen ist.

Wie lange dauerte die Planung des Zuges? Vom eben erwähnten ersten Gespräch bis zur Abnahme durch den TÜV konnten wir das Projekt in nur 2 Jahren realisieren. Was angesichts der zahlreichen neuen Features wirklich sehr sportlich war.

Aus wie vielen einzelnen Komponenten besteht der Zug für Cobra? Im Zug sind ca. 21.000 Einzelteile verbaut.

Wie viele Menschen haben am Zug mitgearbeitet? Ohne die externen Dienstleister ca. 25.

Wie viele Zeitstunden brauchte der Zug, von den ersten Gesprächen mit dem Park, bis zur Finalen Abnahme in Planung, Produktion und Aufbau? Ob bei Gesprächen, oder der Erstellung von Entwurfszeichnungen, der Durchführung von Festigkeitsberechnungen und Sicherheitsbetrachtungen, Schweißen, Kanten, Drehen & Fräsen, Prüfen, Lackieren, Montieren, Schreiben der Betriebs- und Wartungsanleitung, … der Stundenzeiger dreht sich mehrere tausend male im Kreis, bis so ein Kunstwerk vollendet ist.

Was waren Herausforderungen beim Installieren des Zuges im Conny-Land? Wenn man als Hersteller einen neuen Zug für eine bestehende Strecke liefern will, sind die Ansprüche der Kunden im Wesentlichen immer dieselben – und damit die Herausforderungen. Es gilt die Schwachstellen der bestehenden Anlage zu beheben, wie zum Beispiel ein schlecht gerolltes Schienenrohr, um den Fahrkomfort zu erhöhen. Weiter soll die Attraktivität der bestehenden Bahn gesteigert werden. Das geschah durch die bereits erwähnten Neuheiten. 

Gab es Probleme beim Installieren des Zuges? Wenn ja, welche? Probleme gab es Gott sei Dank keine. Durch die enge Kommunikation mit dem Kunden, vor und Während der Projektdurchführung, konnte viel Erfahrung aus dem Betrieb des alten Zuges in die Neukonstruktion miteinfließen. Vorbereitet mit diesem Background war bereits die erste Testfahrt sehr erfolgsversprechend, wobei der erste Testtag aufgrund von stark einsetzendem Schneefall nur recht kurz ausfiel. Will man ein Problem suchen, könnte man dieses nennen :).

Wie sieht die tägliche Wartung des Zuges aus? Anders wie bei anderen Achterbahnzügen? Das voll einstellbare und gedämpfte Fahrwerk sorgt für ein angenehmeres Fahrgefühl und verringert die Kräfte, die auf die Mechanik wirken, was zu einer Verlängerung der Lebensdauer führt. Auch in den Bereichen Betrieb und Wartung haben wir gezielt Verbesserungen eingeführt. Lebensdauergeschmierte Lager sowie die optimierte Dimensionierung der Komponenten verringern den notwendigen Wartungs- und Prüfaufwand. Im täglichen Betrieb sorgt die neue Bügelstellungsüberwachung jedes einzelnen Sicherheitsbügels in Kombination mit dem Touchdisplay im Kommandostand für optimierte Abläufe. Dabei werden dem Operator nicht nur Informationen über den Anlagenstatus und die Bügelstellung jedes Sitzes angezeigt, sondern er kann diese gleichzeitig oder wahlweise auch einzeln entriegeln. Speziallacke mit Antirutscheffekt sorgen im Fußbereich der Wagen sowie auf den Reibflächen der Antriebe für eine hohe funktionale Sicherheit.

Wieso sollte sich ein Freizeitpark einen Zug, wie der der Achterbahn Cobra, für eine Anlage bauen lassen? Achterbahnen gehören zu den prestigeträchtigsten, aber eben auch teuersten Attraktionen in einem Freizeitpark. Daher ist es natürlich das Ziel eines jeden Betreibers diese Attraktion so lange wie möglich gewinnbringend zu betreiben. Ein neuer Zug ist einer, wenn nicht der wichtigste der Punkte, die genau dies ermöglichen. Ein neuer Zug ist aber gleichzeitig die einzigartige Möglichkeit der Bahn einen neuen Charakter zu geben und den Gästen ein neues Fahrerlebnis zu bieten. Genau da kommen wir ins Spiel, denn ein originaler Ersatzzug bietet all dies nicht. Wir können dagegen wie am Beispiel Conny-Land, oder dem Speed Snake Free im Fort Fun und vielen weiteren Projekten gezeigt etwas neues und einzigartiges für unsere Kunden entwickeln und umsetzen.